Pfalzmuseum für Naturkunde
1824–1865
Im Jahre 1818 wurden bei Oxford ein bezahnter Kiefer und andere Knochen gefunden, die der englische Geologe William Buckland untersuchte. Er erkannte in ihnen die Überreste eines 12 Meter langen Reptils, welches er 1824 als Megalosaurus (= „Riesenechse“) beschrieb. Es ist der erste wissenschaftlich benannte Dinosaurier (= „Schreckliche Echse“). Für die Freilichtausstellung im Londoner Crystal Palace Park kreierte 1854 der englische Bildhauer Benjamin Waterhouse Hawkins in Zusammenarbeit mit dem englischen Anatom Richard Owen ein lebensgroßes Modell von Megalosaurus als bärenähnliches Tier, das allerdings Kopf und Schwanz eines Reptils zeigt.
1866–1904
Auf Basis von Fossilfunden in den USA schlussfolgerte der amerikanische Anatom Joseph Leidy 1858, dass sich großwüchsige Raubdinosaurier auf langen, kräftigen Hinterbeinen halbaufgerichtet wie ein Känguru bewegt haben. Funde weiterer Skelette sowie zugehöriger Fußspuren bestätigten das Bild zweibeiniger Fortbewegung. In Wissenschaft und Paläokunst herrschte die Ansicht vor, dass Raubdinosaurier vogelartige Beine und Füße hatten und relativ behände Tiere waren.
Hüpfender Raubsaurier (Wilhelm Kuhnert 1902)
1905–1969
Mit den Funden noch größerer Raubdinosaurier wie des Tyrannosaurus rex (= „König der Tyrannenechsen“) 1905 in Montana lebte die Vorstellung wieder auf, dass diese Tiere allein aufgrund ihrer gewaltigen Dimensionen schwerfällig und wenig intelligent gewesen sein müssen. Der Eindruck des behäbigen Reptils wurde noch dadurch verstärkt, dass zeitgenössische Museen die Raubdinosaurier oft in wenig vorteilhafter, hoch aufgerichteter und leicht nach vorn gebeugter Pose präsentierten: Die tonnenschweren Skelette ließen sich anders gar nicht stabil aufstellen.
1969–2000
Neue Erkenntnisse zur Biologie der Raubdinosaurier und die immer offensichtlicher werdende, enge Verwandtschaft der Tiere zu den Vögeln wendeten das Blatt wieder zugunsten der Vorstellung, dass es sich um aktive, hochagile Wesen gehandelt hat. Warmblütigkeit und ausgeprägtes Sozialverhalten mit Brutpflege, Familienverbänden sowie komplexen Jagdmustern wurden konsensfähig. Das Bild des horizontal gestreckten, vogelartig-agierenden und hochbeweglichen Raubdinosauriers mit frei schwingendem Schwanz wurde 1993 durch den Film „Jurassic Park“ weltweit populär gemacht.
2000–2016
Die Erkenntnis, dass sich die Vögel aus kleineren Raubdinosauriern entwickelt haben und folglich sogar als lebende Dinosaurier angesehen werden können, sowie zahlreiche Funde kleinwüchsiger Raubdinosaurier mit Befiederung warfen die Frage auf, ob die Raubdinosaurier insgesamt federtragend waren. Federn sind als Schaustrukturen zur Partnerwerbung oder Feindabwehr und effektive Möglichkeit der Wärmeisolation auch bei vielen Dinosauriern denkbar, vor allem da auch Skelettfunde in ehemals kühl-temperierten Bereichen der Erde gelangen. Letztlich wurden alle Raubdinosaurier in ein buntes, dichtes, flauschiges Federkleid gesteckt.
2017–heute
Obwohl Vorfahren der Tyrannosaurier wie Yutyrannus (= „befiederter Tyrann“) nach Fossilfunden eindeutig federartige Strukturen besaßen, offenbarten detaillierte Untersuchungen an Tyrannosaurier-Hautabdrücken, dass zumindest erwachsene Tiere kein Federkleid hatten. Deren Haut war schuppig strukturiert, ohne flaumiges Gefieder. Ob zugehörige Jungtiere noch befiedert waren oder Tyrannosaurier als Anpassung an wärmeres Klima generell keine Federn mehr hatten, ist eine bis heute offene Frage.
Tyrannosaurus befiedert
(Frederik Spindler 2013)
Tyrannosaurus schuppig
(Frederik Spindler 2014)
Pfalzmuseum für Naturkunde - POLLICHIA-Museum
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