Pfalzmuseum für Naturkunde
Was ziemlich egoistisch klingt, ist im Pilzreich gar nicht einmal so selten. Bestimmte Pilzarten kommen nur bei ganz bestimmten Baumarten vor. Auf dem Foto ist der Ringlose Butterpilz (Suillus collinitus) zu sehen. Er wächst nur bei Kiefern (Pinus), bei uns im Museumsgarten kommt er alljährlich unter der Schwarz-Kiefer (Pinus nigra) vor. Dies ist kein Zufall, denn der Pilz ist von der Lieferung der Kohlenhydrate durch den Baum abhängig. Der Baum wiederum bekommt Mineralsalze und eine verbesserte Wasserversorgung als Gegenleistung. Dieser Tauschhandel wird Mykorrhiza genannt. Wer Näheres zu diesem spannenden Thema erfahren möchte, dem sei unsere Ausstellung „Unterirdische Beziehungskisten“, die ab Mai am Pfalzmuseum zu sehen sein wird, wärmstens empfohlen.
Moment mal … Korallen kommen doch nur im Meer vor. Aber das, was hier auf den Fotos zu sehen ist, steht eindeutig auf Erde und sieht dennoch wie eine Koralle aus. Bei dem auf dem Foto abgebildeten Organismus handelt es sich weder um eine Pflanze noch um ein Tier. Zu sehen ist ein Pilz, und zwar die Steife Koralle (Ramaria stricta). Auch wenn sich der Name „Koralle“ hier verbirgt, haben wir es nicht mit einem Tier zu tun. Der Pilz sitzt als Zersetzer auf morschem Holz oder unterschiedlich großen Ästen und löst daraus für ihn wichtige Nährstoffe heraus. Die Steife Koralle ist gelblich bis ocker gefärbt und hat meist hellere Spitzen. Ihr Geruch ist säuerlich bis schwach nach Anis riechend.
Bei uns im Museumsgarten steht ein stattliches Exemplar der Mispel (Mespilus germanica). Derzeit hängen die Äste voller apfelgroßer, brauner und pelzig behaarter Früchte. Typisch sind die deutlich erkennbaren langen Kelchblätter an der Spitze, meist sieht man sogar noch Reste vom Griffel. Die Früchte werden Anfang November reif. Derzeit sind sie noch sehr hart. Nach mehrmaligem Frost oder auch längerer Lagerung werden sie mürbe und können für die Herstellung von Gelee, Marmelade oder auch Likör benutzt werden. Während die Früchte unserer Mispel um die 7 cm im Durchmesser haben, sind die von der Wildform nur etwa halb so groß. Da die Früchte der Mispel so hart sind, werden sie auch Holzapfel genannt. Es handelt sich um einen laubabwerfenden Baum, dessen Blätter derzeit in einem schönen Gelb oder Orange erstrahlen. Die Blüten der Mispel erscheinen zwischen Mai und Juni an den Enden der Kurztriebe. Sie sind auffällig groß und besitzen fünf weißliche oder rosa gefärbte Kronblätter. Die Kelchblätter sind beiderseits seidig behaart. Bis zu 12 cm können die behaarten, maigrünen Blätter lang werden. Schaut euch die Mispel doch einmal im nächsten Frühjahr an.
Im Museumsgarten übertreibt es gerade die Rispen-Flockenblume (Centaurea stoebe). Diese haben wir erst im Juni eingesät auf unserem Sand-Magerrasen und jetzt wächst sie uns bereits über den Kopf. Der gesamte Blütenstand ist dicht rispig verzweigt. Das Gewicht des Blütenstandes ist bereits so groß, dass die Flockenblume nicht mehr aufrecht stehen kann und in Schieflage verfallen ist. Stellenweise wird sie noch durch die Sonnenuhr gestützt. Die wenigen Insekten, die so spät im Jahr unterwegs sind, freuen sich über Nektar und Pollen. Sogar die ersten kalten Nächte hat die Pflanze gut überstanden. Wir sind gespannt, wie lange wir uns noch an ihr erfreuen können.
Eine Pflanze, die uns sowohl Erdbeeren als auch Spinat liefert? Klingt zu schön, um wahr zu sein, oder? Fakt ist, diese Pflanze liefert uns sowohl essbare Blätter als auch Früchte. Nur schmeckt kein Pflanzenteil auch nur in irgendeiner Weise nach Erdbeere. Den Namen hat die Pflanze aufgrund der vom Aussehen an Erdbeeren erinnernden Früchte. Diese sind essbar und erinnern an Maulbeeren. Die Blätter können wie Spinat verwendet werden. Der Erdbeerspinat gehört wie auch Rüben, Spinat oder Quinoa in die Familie der Amaranthgewächse (Amaranthaceae). Er ist eine alte Gemüsepflanze, welche aber in Deutschland nicht heimisch ist. Als Herkunftsland wird Amerika vermutet. Wild findet man den Erdbeerspinat in Deutschland nur selten. Bevorzugt werden nährstoffreiche Lehmböden, gerne an feuchten oder schattigen Ufern von Flüssen oder Seen. Aber auch als Nutzpflanze wird er kaum noch angebaut, vermutlich wurde er schon früh von Spinatpflanzen vom Speiseplan gedrängt.
Was erst einmal total absurd klingt, ist in der Pilzkunde ein sehr wichtiges Bestimmungsmerkmal. Die Scheide, auch Volva genannt, ist eine häutige oder hautartige Hülle, die Fruchtkörper bestimmter Pilzarten umgibt. Erzeugt wird die Volva vom Velum, welches das Hüllgeflecht darstellt. Das Velum kann die Fruchtkörper komplett umschließen oder nur Teile davon. Die weißen Punkte der Fliegenpilze sind übrigens auch Velumreste. In unserem Garten kann man derzeit Fruchtkörper vom Großen Scheidling oder Ackerscheidling (Volvopluteus gloiocephalus) sehen, die eine häutige Volva ausgebildet haben. Sie sitzt an der Stielbasis und ist sehr zerbrechlich. Der Pilz besiedelt rottenden Mist oder verfaulendes Gras oder andere Pflanzenreste. Fruchtkörper erscheinen in der Regel zwischen Mai und Oktober.
Wer mit wachsamen Augen durch die Natur streift, wird derzeit immer mal wieder Blüten an Bäumen und Sträuchern finden, die eigentlich im Frühjahr oder Frühsommer blühen. Jetzt ist Spätherbst, die meisten Bäume oder Sträucher sollten nun keine Blüten, sondern Früchte tragen. Im Museumsgarten kann man dieses Phänomen am Blutroten Hartriegel (Cornus sanguinea) sehen. An manchen Trieben sind jetzt wieder neue Blütendolden erschienen, während an den anderen Trieben die schwarzen Früchte hängen. Dies kann mehrere Gründe haben. Entweder wurde der Strauch im Frühsommer etwas zurückgeschnitten oder gestutzt, sodass am Neuaustrieb der Äste neue Blüten und Blätter erscheinen oder aber dem Strauch geht es nicht gut und es werden, kurz vor dem Exitus, noch möglichst viele Nachkommen gebildet. Für unseren Garten kann der erste Grund angenommen werden.
Pfalzmuseum für Naturkunde - POLLICHIA-Museum
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