Pfalzmuseum für Naturkunde
Zugegeben, auf den ersten Blick erschließt sich einem nicht, woher der Acker-Krummhals (Anchusa arvensis) seinen Namen hat. Wenn man die Pflanze sieht, fällt zuerst einmal eine sehr steife und raue Behaarung auf. Diese ist allen Gewächsen der Raublattgewächse (Boraginaceae) gemein und hat für die Namensgebung der Pflanzenfamilie gesorgt. Borretsch zählt übrigens auch in diese Familie. Aber zurück zum Anfangsproblem. Die Blüten des Acker-Krummhalses sind eher klein und unauffällig und hellblau gefärbt. Wenn man an den Blütenblättern zieht, hat man die gesamte Blüte in der Hand. Die Kelchblätter verbleiben an der Pflanze. Die Blütenblätter sind bis zum Grund zusammen gewachsen. Der schmalere und hellere Teil dieser Blüte, die Kronröhre, ist auffällig gekrümmt. Dies kann mal mehr oder weniger deutlich ausgeprägt sein. Von dieser Krümmung der Kronröhre kommt der Name „Krummhals“. Der Begriff „Acker“ erklärt sich dadurch, dass diese Art vorwiegend auf Äckern und Brachflächen vorkommt.
Wer sich von der Terrasse aus über die Treppe in den unteren Bereich des Gartens aufmacht wird nicht schlecht staunen. Am Gebüschsaum haben sich zwei Riesen eingefunden. Mit Blättern, die um ein Vielfaches größer sind als die „Durchschnittshand“, hat die Pflanze das Prädikat „Riese“ wahrlich verdient. Es handelt sich hierbei um die Große Klette (Arctium lappa). Die Pflanzen können eine Höhe von fast 2 m erreichen. Unsere beiden sind mindestens schon 1 m hoch. Die Blätter sind herzförmig-oval und können eine Länge von bis zu 50 cm erreichen. Bekannt sind Kletten vor allem wegen der Blütenköpfe, die im Herbst regelmäßig an der Kleidung hängen bleiben. Die Hüllblätter sind hakig gekrümmt. Das ist der Grund dafür, dass sie wie Widerhaken in der Kleidung, aber auch dem Fell von Tieren hängen bleiben. Es gibt verschiedene Klettenarten in Deutschland, welche man unter anderem am Blattstielquerschnitt unterscheiden kann. Die Große Klette ist hierbei die einzige in Deutschland vorkommende Klette, deren Zentralhöhle markig ist (mit schwammigem Gewebe gefüllt). Bei allen anderen Klettenarten ist die Höhle hohl.
Was erst einmal wie eine ominöse Organisation klingt, ist eigentlich ein Spitzname für eine schöne Pflanze. Gibt man den Begriff „JKK“ in eine Suchmaschine ein, so ist einer der ersten Einträge „Wie du das JKK bekämpfen kannst“. Doch was ist das „JKK“ und warum will oder sollte man es bekämpfen? Hinter der Abkürzung JKK verbirgt sich das Jakobs-Kreuzkraut oder auch Jakobs-Greiskraut (Senecio jacobaea). Es handelt sich um eine zweijährige Art, die wie auch die Kuh- und Sonnenblume zu der Pflanzenfamilie der Korbblütler gehört. Die Pflanzen können bis zu 100 cm hoch werden und bilden weit ausladende, gelbe Blütenstände aus. Die Blütenköpfchen bestehen aus Röhren- und Zungenblüten. Das Jakobs-Kreuzkraut ist eine wichtige Bienenweide-Pflanze, da sie auch noch spät im Sommer, wenn es nur wenig andere Blüten hat, noch in Vollblüte steht. Von Ende Juni bis in den September hinein reicht ihre Blütezeit. Mit Glück kann man an den Pflanzen orange-schwarz geringelte Raupen finden: Sie gehören zum Jakobskrautbär, einem Schmetterling, dessen Raupen auf diese Pflanze spezialisiert sind. Doch warum wollen scheinbar alle diese Pflanze los werden? Alle Pflanzenteile vom Jakobs-Kreuzkraut enthalten leberschädigende Gifte. Dies ist der Grund, warum Landwirte und Pferdehalter die Pflanze bekämpfen. Schon kleine Mengen im Futter reichen bei Rindern oder Pferden, um zu einer schleichenden Vergiftung und später dann zum Tod zu führen. Auf der Weide meiden Tiere das Kraut, da es bitter schmeckt. In Heu oder Silage wird es allerdings mit gefressen.
Als Faustregel kann man sagen, dass auf jeder Pflanzenart mindestens ein pflanzenparasitischer Pilz vorkommt. Dabei handelt es sich um eine spezielle Pilzgruppe, die auf lebenden Pflanzen lebt und sich von diesen ernährt. Auf den Fotos ist eine Garten-Wolfsmilch (Euphorbia peplus) zu sehen. Viele kennen sie sicherlich als Unkraut im Garten. Schaut man sich die Fotos genauer an, so fallen verschiedene Gebilde auf: Auf der Blattunterseite sind gelb-orange Flecken zu sehen. Das sind die Sporenlager eines Rostpilzes. Er heißt Wolfsmilchrost (Melampsora euphorbiae) und kommt nur auf einigen wenigen Arten innerhalb der Wolfsmilcharten vor. Er befällt keine anderen Pflanzen. Die Garten-Wolfsmilch wird sehr häufig davon befallen. Am Stängel kann man noch weitere Strukturen erkennen, nämlich einen weißlichen Filz. Darunter ist der Stängel durch den Befall etwas rötlich gefärbt. Auch hierbei handelt es sich um einen Pilz, und zwar um den Gewöhnlichen Echten Wolfsmilchmehltau (Podosphaera euphorbiae). Auch diese Art kommt nur auf Wolfsmilcharten vor und befällt keine anderen Pflanzen. In diesem Fall ist die Pflanze also mit zwei verschiedenen Pilzen befallen. Sie gehen sich durch die abweichende Wahl des Infektionsortes (Blatt bzw. Stängel) aus dem Weg. Die Pflanze wird durch den Befall in der Regel nicht absterben, ist aber geschwächt.
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