Pfalzmuseum für Naturkunde
1877–1905
Ab dem Jahre 1877 wurden in Nordamerika Dinosaurier mit gigantisch großen Knochen und geradezu lächerlich kleinen Schädeln gefunden. 1883 schrieb der amerikanische Paläontologe Othniel Charles Marsh in Bezug auf Brontosaurus (= „Donnerechse“), einen Vertreter der Gruppe, dass der kleine Kopf des Tieres mit noch kleinerem Gehirn auf ein dummes, langsames Reptil hinweist. Er stellte sich einen Sumpfbewohner vor, da der lange schnorchelartige Hals, die oben am Kopf liegenden Nasenlöcher und der massige, vom Auftrieb profitierende Körper ein Leben im Wasser nahelegten.
1906–1916
Da Elefantenfuß-Dinosaurier Reptilien sind, kam die Idee auf, dass erstere auch wie typische Kriechtiere mit seitlich abgespreizten Beinen gelaufen sein müssten. Der amerikanische Paläontologe Oliver Hay und der deutsche Reptilienkundler Gustav Tornier konstruierten 1910 das Skelett eines kriechenden
Diplodocus
(= „Doppelbalken“). In der Praxis hätte dieses Tier mit seinem tiefliegenden Brustkorb jedoch eine Bodenrinne und ausgerenkte Beingelenke zur Fortbewegung gebraucht. Diese Idee wurde daher schnell verworfen.
Diplodocus, Gipsmodell (König 1910, Museum für Naturkunde Berlin)
1917–1968
Nach Ablehnung der Kriechgang-Hypothese wurden die Sauropoden für Jahrzehnte wieder als träge, tumbe Reptilien mit Schnorchelhälsen und weitgehend aquatischer Lebensweise angesehen. Spurenfunde aus den 1940er Jahren belegten, dass die Beine wirklich direkt unter dem Körper angesetzt haben. Andere Spuren wurden als Hinweis darauf gedeutet, dass sich die Tiere im Wasser mit grundberührenden Vorderbeinen auch schwimmend fortbewegen konnten.
1969–heute
Dank neuer Erkenntnisse aus der Biologie und der Auswertung weltweiter Funde veränderte sich ab Ende der 1960er Jahre das Bild grundlegend. Die Schnorchelidee war physikalisch nicht haltbar, da der Wasserdruck die Lunge in mehreren Metern Wassertiefe hätte kollabieren lassen. Die riesigen Körper der Tiere benötigten keinen Auftrieb zur Gewichtsreduzierung, sondern waren durch eine komplexe Leichtbauweise vielmehr perfekt an das Landleben und Abweiden von Bäumen und Sträuchern angepasst. Der Schwanz wurde als Gegengewicht zum Hals horizontal über dem Boden getragen. Zahllose Spuren deuten zudem an, dass es sich um ausgesprochen dynamische und hochsoziale Tiere handelte.
Diplodocus (Frederik Spindler 2014)
Pfalzmuseum für Naturkunde - POLLICHIA-Museum
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