Pfalzmuseum für Naturkunde

draußen zuhause

Juni

Mit den Blüten hören

Nachtkerzen (Oenothera) zählen zu den Pflanzenarten, welche ihre Blüten nur nachts und in den frühen Morgenstunden öffnen. Dabei geschieht diese Öffnung im Eiltempo. Keine andere in Mitteleuropa vorkommende Blütenpflanze kann so schnell ihre Blüten öffnen. Zwischen Juli und August kann man die großen, gelben Blüten der Nachtkerze finden. Erst vor kurzem hat ein Forscherteam herausgefunden, dass Nachtkerzen „hören“ können. Hierbei dienen die großen Blüten als Hörmuscheln. Bei bestimmten Frequenzen, die von Flügelschlägen von Hummeln und Bienen verursacht werden, reagiert die Pflanze mit der Produktion von süßerem Nektar innerhalb von nur 3 Minuten! Dadurch wird die Chance der Bestäubung erhöht und auch der Vermehrungserfolg der Pflanze. Nachtkerzen sind nicht heimisch in Deutschland, sie wurden aber bereits im 17. Jahrhundert als Zierpflanzen nach Europa eingeführt. Mittlerweile sind sie deutschlandweit fast überall zu finden und haben sich ins Landschaftsbild integriert.

Eine außergewöhnliche Beziehung

Gesehen haben diese auffällig gefärbten Gebilde an Gräsern bestimmt schon viele. Erst weiß, später dann gelb bis orange gefärbt, sitzt manschettenförmig an den Halmen verschiedener Süßgräser ein Pilz. Er wohnt eigentlich als Endophyt in der Pflanze, bildet aber regelmäßig von außen sichtbare Fruchtkörper an den Gräsern aus. Der Gras-Schaftpilz oder auch Halmwürger genannt (Epichloe typhina), kommt zwischen Mai und August vor allem auf Gewöhnlichem Knäuelgras (Dactylis glomerata) oder Hain-Rispengras (Poa nemoralis) vor. Er lebt in einer mutualistischen Beziehung (zu beiderseitigem Vorteil) zusammen mit Blumenfliegen (Botanophila sp.). Die Fliegen legen ihre Eier an die Pilzfruchtkörper. Bei der Suche nach einem geeigneten Ablageort werden die Sporen des Pilzes von den Fliegen an andere Gräser weitergetragen, was die Vermehrung des Pilzes sichert. Sobald aus den Eiern Larven schlüpfen, fressen sie Gänge durch den Pilzfruchtkörper. Obwohl die Larve den Fruchtkörper schädigt und Sporen frisst, überwiegt der Vorteil, den der Pilz durch die Interaktion mit der Fliege hat. Die Fliege zählt zum einzigen Überträger des Pilzes – die Sporen werden nicht durch Wind oder Wasser, wie bei anderen Pilzen, verbreitet. Der Pilz schadet der Pflanze nicht und ist nicht gefährlich für andere Arten.

Total schmutzig!

Die Weiße Lichtnelke (Silene latifolia), stellenweise auch Nachtnelke genannt, gehört zu den Nelkengewächsen und hat vornehmlich in den frühen Morgenstunden oder ab nachmittags ihre schneeweißen Blüten für potentielle Besucher geöffnet. Von Juni bis September kann man sie bewundern. Bestäubt wird die Lichtnelke durch Nachtfalter, angelockt durch einen intensiven Blütenduft. Deswegen auch dieser abweichende Blührhythmus. Viele Falterarten benötigen einen Landeplatz, um an den Nektar zu kommen. Der tellerförmig ausgebildete Blütenrand der Lichtnelke ist optimal daran angepasst. Manchmal sieht man Blüten, die nicht mehr schneeweiß leuchten, sondern irgendwie schmutzig wirken. Sie sind von einem Pilz befallen, welcher die Staubblätter mit seiner Sporenmasse violett-braun einhüllt. Er hört auf den Namen Lichtnelkenantherenbrand (Microbotryum lychnidis-dioicae). Die befallenen Pflanzen sind dann in der Regel steril und können sich nicht mehr über Samenproduktion vermehren. Beim Versuch an Nektar zu kommen, bleiben Sporen am Rüssel der Falter hängen und werden so zu anderen Pflanzen weitergetragen. Dieser Pilz kommt nur auf ganz wenigen, nah verwandten Lichtnelkenarten vor. Die Schwesterart Rote Lichtnelke wird von einer anderen Pilzart befallen.

Gräser blühen?!

Für Pollenallergiker natürlich völlig klar: Gräser blühen. Aber wie sieht eigentlich so ein blühendes Gras aus? Bei einer Rose oder Tulpe ist es offensichtlich, wann die Blüte da ist. Bei einem Gras fällt das eher weniger auf. Meist ist es ein „Grün in Grün“. Wer sich ein Gras einmal genauer anschaut, dem werden eventuell an den Blüten hängende Gebilde auffallen. Diese können unterschiedlich gefärbt sein. Es handelt sich hierbei um die Staubbeutel, die an einem Staubfaden aus den Blüten heraushängen. Wenn man die Blüten schüttelt, kann man aus den Staubbeuteln den gelben Pollenstaub rieseln sehen. Da die meisten Gräser durch Wind bestäubt werden, ist es wichtig, dass die Staubbeutel nicht durch andere Blütenteile verdeckt werden. Deshalb ragen sie aus den Blüten heraus. Es ist nur ein recht kurzer Zeitraum, in dem ein Gras diese Staubbeutel an den Blüten hängen hat. Da aber nicht alle Gräser zur gleichen Zeit blühen, leidet der Allergiker über einen längeren Zeitraum.

So rau …

Der Gewöhnliche Natternkopf (Echium vulgare) zählt zu den Raublattgewächsen (Boraginaceae). Der Name dieser Gruppe kommt von der familientypischen Behaarung der Blätter und Stängel. Diese ist meist abstehend rau. Beim Natternkopf sitzen diese Haare an den Stängeln auf auffälligen dunkelroten Flecken. Die Borsten können beim Pflücken die Haut durchdringen und zu Reizungen führen. Da sie durchsichtig sind, findet man sie meist nur schwerlich auf der Haut wieder. Ein bekanntes Kraut, Bestandteil der Grünen Soße in Hessen, zählt ebenfalls in diese Familie der Raublattgewächse: der Borretsch (Borago officinalis). Der Name Natternzunge kommt übrigens von der Form des Griffels, der aus der Blüte ragt. Er ist im vorderen Bereich in zwei Hälften gespalten – genau wie die Zunge einer Schlange.

Auch Pflanzen können einen Kropf haben.

An den Wegrändern kann man derzeit zahlreiche große, weißblütige Doldenblütler finden. Bekannte Arten wie Kerbel, Giersch und Liebstöckel zählen zu dieser Pflanzenfamilie. Eher weniger bekannt sind die Kälberkröpfe (Chaerophyllum). Bei uns im Garten kann man derzeit auf der Wiese, aber auch im Saumbereich unser Gebüsche den Hecken-Kälberkropf (Chaerophyllum temulum), stellenweise auch Taumel-Kälberkropf genannt, sehen. Er wird bis zu 1,50 m hoch und hat zahlreiche ausgebreitete weiße Doldenblüten. Was alle Arten dieser Gattung gemein haben, ist ein Kropf, also eine auffällige Verdickung am Stängel. Meist ist diese noch auffällig borstig behaart. Beim Hecken-Kälberkropf ist dieser Bereich noch zusätzlich rot gepunktet. Die Samen werden durch Tiere verbreitet. Durch das Vorbeistreifen an den Stängeln werden die reifen Samen abgeschleudert.

Ist das ansteckend?

Auf den ersten Blick etwas unansehnlich, weckt es doch schnell das Bild einer Masern- oder Pockeninfektion im Kopf des Betrachters. Bei dem, was man hier auf den Blättern des Feld-Ahorns sehen kann, handelt es sich allerdings nicht um eine Krankheit. Weder Pilze noch Viren oder Bakterien sind schuld an diesen kleinen rundlichen bis länglichen Wärzchen auf der Blattoberseite. Verursacher ist ein Tier, und zwar eine bestimmte Gallmilbenart (Aceria myriadeum). Als Reaktion der Pflanze auf die Anwesenheit oder Saugaktivität der Tiere kommt es zu einem verstärkten Wachstum von Gewebe. Hier hat dies zu kleinen Pocken geführt, die erst grünlich gefärbt und später rötlich sind. Auf der Blattunterseite kann man unter jeder kleinen Galle einen Eingang entdecken, der von einem Haarfilz bedeckt ist. Es gibt zahlreiche verschiedene Tiere, die Gallen verursachen können.
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