Pfalzmuseum für Naturkunde
A. Insektenhotel
Insektenhotels sind künstliche Nist- und Überwinterungshilfen für Insekten, sie dienen also nicht, wie der Name vermuten lässt, als Übernachtungsherberge. Je nach Beschaffenheit können ganz unterschiedliche Tierarten beobachtet werden: Neben Wildbienen, Brack-, Falten-, Grab-, Weg- und Schlupfwespen nutzen auch Wanzen, Schwebfliegen, Marienkäfer, Glühwürmchen und Schmetterlinge Insektenhotels. Auch Goldwespen kann man regelmäßig beobachten. Goldwespen – wie auch Trauerschweber, der Gemeine Bienenkäfer und andere Insekten – sind Parasiten der Wildbienen. Sie sind auf die Wildbienen angewiesen, um zu überleben, und auch einige der Parasiten sind geschützte Arten.
Beim Anlegen eines Insektenhotels steht die Beobachtung der verschiedenen Arten, ihrer Lebensweise und ihres Zusammenspiels im Vordergrund. Es bietet eine gute Möglichkeit, beispielsweise das Brutgeschäft dieser Tiere zu beobachten. Dabei ist zu erkennen, dass verschiedene Arten unterschiedlich große Löcher als Nist- und Überwinterungsplatz bevorzugen. Das Insektenhotel sollte möglichst an einem warmen, sonnigen Ort stehen und idealerweise regen- und windgeschützt sein.
Einen Beitrag zum Schutz und zur Förderung von bedrohten Wildbienenbeständen
leisten künstliche Nisthilfen allerdings nicht. Nur etwa ein Viertel aller Wildbienenarten nutzt künstlich angelegte Nisthilfen in Form von Insektenhotels. Der überwiegende Teil der heimischen Wildbienen sind Erdnester – sie legen ihre Nester also im Boden an (siehe Wildbienenarena).
Wichtiger als künstliche Nisthilfen sind naturnahe Gärten, denn nur wenn die Bewohner auch Pollen, Nektar und geeignetes Baumaterial in der Nähe finden, können sie ihre Brutzellen anlegen. Indem beispielsweise Totholz im Garten belassen wird, Fels- oder Steinstrukturen als Nistmöglichkeit angeboten werden oder ungemähte Flächen als Nistplatz zur Verfügung stehen, finden Wildbienen und viele andere Insektenarten geeignete Lebensräume. Bei einer insektenfreundlichen Gartenbepflanzung ist es ratsam, so viele unterschiedliche heimische Blütenpflanzen zu pflanzen wie möglich. Denn je mehr Vielfalt die Bepflanzung bietet, desto mehr Wildbienenarten werden dadurch angelockt. Idealerweise deckt die Blühzeit der verschiedenen Pflanzenarten das Jahr weitgehend ab – vom Frühjahr bis in den Herbst hinein.
Osmia bicornis
Die Rostrote Mauerbiene lässt sich besonders gut in künstlichen Nisthilfen beobachten. Daneben nistet sie in Löß- und Lehmwänden, Totholz und kleinen Mauerspalten von Trockenmauern, selbst in Rollladenstoppern und Türschlössern ist sie zu finden. Sie ist neben Osmia cornuta eine der häufigsten Wildbienen in Gärten. Sie ist in der Wahl ihres Nistplatzes extrem flexibel. Die Nisthöhlen werden im Frühjahr angelegt. Die Mauerbiene entwickelt sich darin bis zum Spätsommer zum erwachsenen Tier und bleibt bis zum nächsten Frühjahr in der Nisthöhle. Dann beißt sie mit ihren kräftigen Mundwerkzeugen den Verschluss des Nestes auf. Anschließend kommt es zur Paarung und der Zyklus beginnt von vorn.
Sapyga clavicornis
Die 7 – 12 mm kleine Keulenwespe ist ein Brutparasit vor allem in Nestern der Rostroten Mauerbiene (Osmia bicornis) und der Hahnenfuß-Scherenbiene (Chelostoma florisomne). Die Weibchen legen ihre Eier mit Hilfe ihres langen Legebohrers in die bereits verschlossenen Nester der Bienen. Die schlüpfenden Larven töten die Eier der Wirte ab und ernähren sich von deren Pollenvorrat. Keulenwespen können zwischen Juni und August beobachtet werden.
Chelostoma florisomne
Neben künstlichen Nisthilfen besiedelt die Hahnenfuß-Scherenbiene verschiedene Totholzstrukturen, Schilfmatten oder Reetdächer. Die Nester können bis zu 8 Brutzellen enthalten und man erkennt sie an ihrem charakteristischen Verschluss. In den lehmigen Verschluss setzen die Bienen kleine Steinchen ein, die im erhärtenden Mörtel haften bleiben. Ihren Namen haben die Bienen wegen ihrer Vorliebe für den Besuch von Hahnenfuß-Gewächsen, wie dem Kriechenden Hahnenfuß.
Anthrax anthrax
Trauerschweber gehören zu den Zweiflüglern und sind Brutparasiten von verschiedenen Bienenarten, wie beispielsweise Mauerbienen. Die Eier werden vom Weibchen mit dem Hinterleib in die noch offene Brutröhre geschleudert, wo die Maden nach Verschluss der Zelle zuerst den Pollenvorrat fressen und anschließend die Bienenlarve ansaugen. Spinnt die Wirtslarve den Kokon zur Verpuppung, wird sie schließlich von der Larve des Trauer-schwebers vollständig ausgesaugt und
dieser verpuppt sich anschließend im Kokon. Von März bis Juni können die Trauer-schweber vor künstlich angelegten Nisthilfen beobachtet werden.
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